Reisebericht eines Teilnehmers unserer diesjährigen Delegation:
Angehörige und Einwohner fordern vollständige Auflärung des Ballymurphy-Massakers von 1971
Belfast-Ballymurphy/Nord-Irland (Urlaubskorrespondenz): Am Sonntag, den 11. August fand in West-Belfast der jährliche Gedenkmarsch zum Ballymurphy-Massaker statt. Hintergrund: Am 9. August 1971 erschossen Soldaten der britischen Armee elf unbewaffnete Zivilisten, darunter einen Priester der lokalen Gemeinde und eine Mutter von acht Kindern. Anwohner, die den von Scharfschützen Getroffenen zu Hilfe eilten, wurden angeschossen, verhaftet und ebenfalls ermordet, teilweise zuvor bestialisch misshandelt.
Drei Tage zuvor hatte die britische Regierung ihre Politik der Internierungen in Nordirland eingeführt und begonnen, nach Geheimdienstlisten Hunderte irischer Aktivisten zu verhaften, ohne Gerichtsverfahren gefangen zu halten und sie über Jahre hinweg zu internieren. Verantwortlich für das Massaker in Ballymurphy ist das britische Elite-Fallschirmjägerregiment „Parachute“, welches später noch durch den „Bloody Sunday“ in Derry traurige Berühmtheit erlangte. Dabei starben dreizehn unbewaffnete Zivilisten. Ehrenvorsitzender dieses Regiments ist niemand anderes als Prinz Charles.
An der diesjährigen Demonstration quer durch das entsprechende Wohngebiet nahmen zirka 700 Menschen teil, vom Kleinkind bis zum Rentner. Dabei auch einige internationale Besucher aus Deutschland, dem Baskenland und dem benachbarten Schottland, wo viele Einwohner irische Wurzeln haben. Beeindruckend sind die vielen Wandbilder an den Häusern, die an dieses und ähnliche Ereignisse erinnern, wie auch andere Wandbilder über verschiedene Stationen des irischen Freiheitskampfs. Während der Demo spielten zwei Musikkapellen mit Flöten und Trommeln neben irischen Liedern auch das Lied der Jarama- Front aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Inhalt der Demo ist neben dem Gedenken an die Opfer der Kampf um die volle Wahrheit. Obwohl die offizielle Version der britischen Armee von den getöteten „Terroristen“ schon lange nicht mehr haltbar ist, wurde noch keiner der Täter bestraft und gibt es noch kein Wort der Entschuldigung. Die Angehörigen der Opfer lassen nicht locker und kämpfen für eine unabhängige internationale Untersuchung der genauen Umstände der elf Tötungen.
Erstveröffentlichung: Rote Fahne, Heft 34/2013 PDF (1276 KB) download >>