Irish Republican News: Seit drei Tagen organisiert die paramilitärische UVF in Belfast gewalttätige Proteste. Mit Gewehrschüssen bewaffneter Loyalisten eskalierte letzte Nacht in Ostbelfast diese Gewalt erneut. Berichtet werden Angriffe auf die nordirische Polizei PSNI und auf die Anwohner des kleinen irischen Viertels Short Strand.
Die PSNI wurde nach eigenen Angaben angegriffen, als sie einen der Loyalisten wegen des Verdachts auf versuchten Mord verhaften wollte. Da britische Sicherheitskräfte extrem selten von unionistischen pro-britischen Paramilitärs angegriffen werden, ist diese Entwicklung womöglich eine folgenschwere Eskalation der Terrorkampagne der UVF.
Seit Anfang Dezember dauern die von den Paramilitärs organisierten Proteste in Belfast an. Stadträte der kleinen Alliance Party hatten mit den beiden irischen Parteien Sinn Féin und SDLP dafür gestimmt, den britischen Union Jack nicht mehr 365 Tage im Jahr, sondern nur noch an ausgewählten Tagen auf dem Belfaster Rathaus zu hissen. Die Gewalt, die während der Weihnachtstage abflaute, begann erneut am letzten Donnerstag. Die Eskalation am Samstag begann am Nachmittag, als Hunderte Loyalisten nach einem Protest vor dem Belfaster Rathaus bei ihrer Rückkehr nach Ostbelfast Häuser des zwischen Innenstadt und Ostbelfast liegenden kleinen irischen Viertels Short Strand angriffen. Erst danach griffen sie auch die Polizei an, die mit Wasserwerfern gegen mehr als 100 Loyalisten vorgingen, die Feuerwerskörper, Rauchbomben und Ziegelsteine warfen.
Freitagnacht kam es zu Strassenschlachten auf der Lower Newtownards Road, sowie den Vierteln Beersbridge und Newtownabbey in Ostbelfast. Benzinbomben, Feuerwerk, Ziegelsteine und andere Wurfgeschosse folgen auf die PSNI und auf die Bewohner irischer Viertel.
‚BESCHÜTZT SHORT STRAND‘
Der örtliche Sinn Féin Stadtrat Niall O Donnghaile rief die Polizei dazu auf, sicherzustellen, dass „die als Fahnenproteste getarnten“ Angriffe auf isolierte katholische Viertel wie Short Strand ein sofortiges Ende finden.
„Die PSNI hat gute Arbeit dabei geleistet, die unionistischen Krawallmacher von diesem Viertel fernzuhalten, es wurden aber bedeutende Fehler damit gemacht, illegale Proteste und Demonstrationen in Ostbelfast zu ermöglichen,“ fügte das ehemalige Belfaster Stadtoberhaupt hinzu.
Die Abgeordnete des britischen Unterhauses für Ostbelfast Naomi Long bezeichnet Berichte, nach denen es Schüsse in ihrer Nachbarschaft gegeben habe, als „zutiefst besorgniserregend“. Die Politikerin der Alliance Party sagte, die beweise die Verbindung der andauernden Proteste mit Gewalt. „Diese Ausschreitungen der letzten Zeit und die entsetzlichen Berichte über Schüsse sind ein neuer Tiefpunkt und müssen einhellig verurteilt werden. Die Strategie der Polizei gegenüber diesen Protesten muss sich ändern, nachdem Proteste und Gewalt offensichtlich organisiert werden,“ sagte sie.
Auch der Tánaiste, der stellvertretende irische Regierungschef, Eamon Gilmore verurteilte die loyalistische Gewalt. „Dies ist der dritte Tag in Folge, an dem es in Belfast zu Unruhen gekommen ist,“ sagte er. „Die Angriffe der letzten drei Tage sind nicht Ausdruck eines legitimen Protests, sondern das Werk einer kleinen Gruppe, die Nordirland in die dunkle Vergangenheit zurückschicken will.“
Erstveröffentlichung (in englischer Sprache): Irish Republican News, 6. Jan 2013
Übersetzung: Uschi Grandel