Dass Spanien die Incommunicado-Haft trotz der langjährigen Kritik vieler internationaler Organisationen aufrecht erhalten kann, liegt auch an der fehlenden öffentlichen Diskussion. Demokratie und Folter – die so wichtige Auseinandersetzung mit diesem Thema findet in Europa nicht statt. Daraus ergibt sich die öffentliche Wahrnehmung, dass westliche Demokratien nicht foltern. Diese Wahrnehmung wird auch durch Berichte über amerikanische Folterer im irakischen Gefängnis Abu Graibh, über die Verschleppung von Personen durch die CIA oder das Internierungslager Guantanamo nicht nachhaltig gestört.
Xabier Makazaga zeichnet auf den 150 Seiten seines Buches, das seit August 2011 auch in deutscher Übersetzung vorliegt, ein völlig anderes Bild. Er geht der Frage nach, warum gefoltert wird und beschreibt das Kartell des Schweigens, das es möglich macht, trotz vieler Berichte und Dokumentationen von Menschenrechtsorganisationen Folter zu verheimlichen oder offensiv zu leugnen. Er zeigt die Entwicklung von der schmutzigen Folter, deren Spuren sich nicht verbergen lassen, hin zur zynisch als „sauber“ deklarierten Folter durch psychische und physische Gewalt ohne sichtbare Spuren. Makazaga erklärt Folter in Spanien im internationalen Kontext. Folter heutzutage ist zerstörerischer für das Opfer und effizienter für den Folterer, weil dieser auf Erfahrungen aus den USA, aus Großbritannien, Frankreich und Spanien zurückgreifen kann. Internationale Zusammenarbeit bekommt so eine eigene furchtbare Bedeutung.
Folter? Aber doch nicht in Spanien!
„Wer die Existenz der Folter in Spanien leugnet und alles dafür tut, dass sie ungesühnt bleibt, sollte sich eines Tages vor einer Wahrheits- und Versöhnungskommission wie der in Südafrika verantworten müssen“, fordert Xabier Makazaga am Ende seines Buches im Kapitel „Folter? Aber doch nicht in Spanien“. Der Erstveröffentlichung seines Buches im Jahr 2009 folgte eine Kampagne spanischer Medien – nicht gegen Folter, sondern gegen die Verbreitung des Anti-Folter Buches in den Bibliotheken des Landes. Der baskische Verlag Txalaparta stellte das Buch daraufhin zum freien Download ins Internet. Denn der Kampf gegen Folter ist ein Kampf für unsere elementarsten Menschenrechte.